Die "Alemannenhöhle" eine der ältesten Siedlungsstellen im Kanton Thurgau
In der Flur "Hochwacht" im Wald der Bürgergemeinde Schlatt befindet sich eine Höhle, welche natürlich entstanden, in den anstehenden Nagelfluh-Fels eingetieft ist. Die Lage ist ideal für einen historischen Siedlungsplatz, da solche Höhlen in der Frühzeit den Menschen einen Schutz vor Wind und Wetter bieten konnten. Darum erregte die sogenannte Alemannenhöhle schon im letzten Jahrhundert das Interesse von Vergangenheitsforschern. Eine erste Untersuchung fand 1898 durch Herrn Stauffacher aus Frauenfeld statt. Diese Untersuchung verlief anscheinend Ergebnislos. Die nächste und ausführlichere Grabung wurde durch den Geologen Emil Stauber zwischen den Jahren 1934 und 1935 durchgeführt. Es wurden Gräben angelegt, welche systematisch bis auf den anstehenden Nagelfluh-Felsen in eine Tiefe von ca. 1.5 Meter reichten. Diese Grabung förderte Funde aus der Mittelsteinzeit (ca. 8500 v. Chr.) aus der Jungsteinzeit und aus der Römerzeit zutage. Die mittelsteinzeitlichen Funde zählen zu den ältesten Zeugen menschlicher Aktivitäten im Kanton Thurgau. Sie stammen aus einer Zeit in der die Menschen noch nicht sesshaft waren, sondern als Jäger- und Sammlergruppen umherzogen.
Im Jahr 2006 wurde ein Wanderweg neu angelegt. Dieser führt an der Höhle vorbei zum Wildensbucher Aussichtsturm auf der Hochwacht. Auch wurde zu diesem Zeitpunkt vom Amt für Archäologie Kanton Thurgau neben der Höhle eine Infotafel erstellt.
Im Volksmund heisst die Höhle Alemannenhöhle. Bei der Grabung in den Jahren 1934/35 wurden aber keine Spuren der besagten Alemannen gefunden. Eine Erklärung für die Namensgebung könnte sein, dass mit den Alemannen einfach die nächstbekannten Vorfahren benannt wurden. So könnte der Begriff "Alemannenhöhle" auch als "Höhle unserer Vorfahren" interpretiert werden.
Funde aus der Höhle. Werkzeuge aus Feuerstein (Silex) und Produktionsabfälle aus der Werkzeugproduktion.
Quelle: Amt für Archäologie Kanton Thurgau
Links eine Pfeilspitze aus Feuerstein. In der Mitte ein Bohrer, ein so genannter "Dickebännlibohrer".
Quelle: Amt für Archäologie Kanton Thurgau
Aufnahme von der Grabung im Jahr 1934/35
Quelle: Amt für Archäologie Kanton Thurgau
Auszug aus dem Grabungstagebuch der Grabung Stauber
Quelle: Amt für Archäologie Kanton Thurgau